Rathaus Großbottwar

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Kunstbetrachtung zur Ausstellung im Rathaus Großbottwar im Dezember 1999

Eugen Schütz, der den Künstlernamen „KWAKU" trägt, überrascht uns hier mit afrikanischen Skulpturen. Seine bevorzugten Materialien sind Holz und Eisen, beides jeweils als Abfallmaterial. Dazu kommen Mineral- und Erdpigmente und gleich - berechtigt noch die Einflüsse der Witterung, wie etwa Risse, Farbveränderungen oder der Rost. Im Sommer dieses Jahres kam als weiteres Gestaltungselement die umgebende Natur dazu, da viele der Skulpturen hier im Wald bei Illingen auf- und ausgestellt waren. Wenn man dann noch hört, dass die Figuren in Tänze und Performances mit einbezogen waren, versteht man allmählich das umfassende Kunstverständnis von KWAKU Eugen Schütz, der seinerzeit wieder eingebettet ist in sein Engagement in seiner Gemeinde, für den Umweltschutz und für Asylsuchende hier bei uns.

Also gut, aber warum gerade afrikanische Kunst???

Der eine oder andere weiß vielleicht, dass zu Beginn dieses zu Ende gehenden Jahrhunderts die Kunst der Naturvölker bei den nachimpressionistischen Malern einen großen Einfluss hatte.

Gauguin, Picasso, Braque, Kirchner, Nolde, Ernst waren mit Plastiken aus der Südsee und aus Afrika vertraut. Sie, die die traditionell imitative Kunstauffassung verworfen hatte, glaubten in den polynesischen und afrikanischen Künstlern Gleichgesinnte zu finden. Sie verstanden den konzeptionellen Ansatz der Künstler aus Übersee, ihr Verzichten auf „normale", „richtige" Perspektive und „wirklichkeitsgetreue" Wiedergabe zugunsten der freien Konstruktion einer Vorstellung. Daniel-Henry Kahnweiler, Förderer und Freund Picassos und wohl einer der größten Interpreten des Kubismus sagte dazu: „ Die wunderbare Freiheit unserer heutigen Kunst, die ihr umgeahnte Möglichkeiten eröffnet, wir verdanken sie dem Vorbild der Negerkunst."

Also gut, aber warum gerade afrikanische Kunst???

Eugen Schütz besuchte Afrika und war tief beeindruckt von den Menschen, die er traf. Er fand Freunde dort und hat hier einen Afrikanischen Freund, den er sich nicht nur wegen des gleichen Geburtstages an einem Mittwoch brüderlich verbunden fühlt.

Er ist fasziniert von afrikanischen Traditionen und Haltungen, empfiehlt auch, in manchen Belangen wie z.B. dem Recycling von Afrika zu lernen.

Also gut, aber warum gerade afrikanische Kunst???

Vielleicht kommen wir einer Antwort näher, wenn wir auch die anderen Skulpturen von Eugen Schütz betrachten. Da steht die Gruppe der roten und blauen „Zwerge" gleich beim Eingang, ein spaßiger Einfall, der zum Gruppieren und Spielen einlädt.

„Balance", die Balance finden oder halten, eine schwierige Aufgabe, philosophisch gar, die uns hier sehr ansprechend vor Augen gestellt wird. Und das Arrangement mit dem Titel „Social living is the best" bringt ohne erhobenen Zeigefinger sondern fröhlich und sofort verständlich seine Botschaft von Leben und Leben lassen an den Betrachter.

Spaß, Philosophie, Gemeinschaft und eben auch urwüchsige Kraft und afrikanische Mythen oder Maskentänze sind Teil des Lebens. Künstlerisches Schaffen- und Schwäbisch gemeint- ist ein äußerst lebendiges Gefühl, eben „Living is the best".